Heute, am 15. September ist Agatha Christies 120ster Geburtstag (darum sieht das Google-Logo auch heute so aus – Klappt nur heute!). Ich hätte gerne zu dem Thema ein kleines Special aufgezeichnet, aber da ich nur ein Gelegenheits-Christie-Leser bin, hätte ich gar nicht genug Expertise für so eine gewaltige Aufgabe. Trotzdem würde ich gerne an die Lady of Crime erinnern und den ein oder anderen Romantipp geben.
Heute sind Christies Figuren Miss Marple und Hercule Poirot (Ich bin Belgier!) bekannt durch die Bücher und natürlich die Filme und TV-Serien. Gerade Margaret Rutherford (die Miss Marple, einer Vornehmen, sehr schlanken Dame so gar nicht ähnlich sieht; viel näher ist da schon Joan Hickson am Original, wenn auch lange nicht so kultig wie Mimi Rutherford) Sir Peter Ustinov oder David Suchet (beide spielten die Rolle von Hercule Poirot; David Suchet dürfte in Bälde nahezu alle Poirot-Geschichten fürs Fernsehen verfilmt haben) geben den Figuren auch ein Gesicht für Nicht-Leser der Romane und Kurzgeschichten.
Insgesamt schrieb die Engländerin Agatha Christie 66 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Da fällt es natürlich schwer sich zurechtzufinden und so startete ich vor langer Zeit mit einer Kurzgeschichtensammlung aus der Bücherei. Ich kann mich leider überhaupt nicht mehr daran erinnern, welche Geschichte ich gelesen habe, aber ich glaube es ging um einen vergifteten Tee – Typisch britisch also.
Als ich dann Jahre später zu einem Roman griff, schnappte ich mir gleich den Klassiker schlechthin: Mord im Orient-Express (viele kennen wahrscheinlich diesen Film mit Albert Finney als Poirot).
Der Orientexpress nimmt in Istanbul Passagiere auf und bleibt auf freier Strecke irgendwo im Balkan im Schnee stecken, die Passagiere sind in den Waggons eingeschlossen. Als ein Passagier mit zwölf Messerstichen ermordet aufgefunden wird, übernimmt der zufällig im Zug weilende belgische Detektiv Hercule Poirot die Ermittlungen.
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Das schöne an den Christies ist, dass man als Leser auf faire Art und Weise miträtseln kann. Mord im Orient-Express sollte also mein erster richtiger Fall werden. Nach ein paar Seiten und dem Mordfall ratterten dann die Zahnräder. Um es kurz zu machen: Ich hab den Fall nicht gelöst. Aber es war ein großartiges Buch mit einem phantastischen Setting (dem verschneiten Orient-Express) und es ist meine erste klare Leseempfehlung.
Ungelöst für mich blieb auch ein weiterer Klassiker: Und dann gabs keines mehr (früher 10 kleine Negerlein). Der Plot ist heute zum Klischee verkommen, so oft wurde er kopiert:
Zehn Personen erhalten je eine Einladung nach Nigger Island, eine Insel vor der Küste Devons. Die zehn Menschen gelangen mit einem Boot auf die Insel. Schnell bemerken sie, dass alle Einladungen gefälscht wurden und von einer Person stammen. Durch eine Schallplattenstimme kommt ans Tageslicht, dass alle einst einen oder mehrere Tode ohne direkte Einwirkung zu verschulden hatten.
Quelle: Wikipedia
Trotzdem lohnt sich der Roman! Er ist 1938 erschienen und ist bis heute der am meistverkauftesten Kriminalroman aller Zeiten. Klare Empfehlung und bis zum Ende hin spannend!
Zuletzt noch ein oder besser Miss Marples letzter Fall: Ruhe Unsanft.
Eine junge Frau wird in ihrem neuen Haus in England von beängstigenden Bildern eines stattgefundene Mordes überfallen . Sie vertraut sich Miss Marple an, die in ihrer beruhigend nüchternen Art jeden Gedanken an spiritistische Begabung als albern erklärt, sondern den Schluss zieht , es müsste sich um Erinnerungen an ein reales Ereignis handeln. Erste Nachforschungen ergeben tatsächlich, dass aus dem Haus vor Jahren eine junge Frau verschwunden ist.
Quelle: Krimi-Couch
Auch hier Fehlanzeige bei der Aufklärung. Ruhe unsanft war für mich unlösbar (Tatsächlich habe ich bislang nur Die Tote in der Bibliothek lösen können). Ich hatte einen ganz klaren Verdächtigen für, aber leider…
In der Aufklärung liegt aber nicht der einzige Reiz von Agatha Christies Büchern. Die Romane sorgen vielmehr für eine nostalgische, britische Atmosphäre. Sie sind exzellent geschrieben und werfen augenzwinkernd einen Blick auf die Lords und Ladys der britischen High Society. Altgediente Armeehaudegen, junge Damen mit flatterhaften Charakter, Lords mit Titel aber ohne Geld, Verwöhnte Bengel die das Erbe mit vollen Händen ausgeben, noch bevor der Herr Papa das zeitliche gesegnet hat – Alles Figuren die uns vertraut sind, die wir schätzen und dessen Motive und Tatzeiten wir überprüfen um dann den einen Fehler zu finden, der sie überführt.
Vielleicht wirkt es heute etwas antiquiert, wenn man Agatha Christie liest anstatt James Ellroy (den ich auch sehr schätze) oder andere Krimischreiber (ich bin auf dem Gebiet wirklich nicht allzu weit bewandert), aber für mich haben Christies Romane und Kurzgeschichten einen ganz eigenen Charme, den man am besten bei einer Tasse Tee mit Milch (und für mich ein Stück Zucker) heraufbeschwört. Und heute an ihrem 120. Geburtstag werde ich eine Tasse mehr trinken und die Kurzgeschichte: Die Stecknadel lesen. Vielleicht finde ich irgendwann die Kurzgeschichte, die ich damals in der Bücherei las, es würde mich wahnsinnig interessiern was da passierte.
Rest in Peace Agatha Christie und Happy Birthday!
Mehr Infos zu Agatha Christies Leben und ihrem Werk gibt auf der Krimi-Couch.de
Sehr schöner Beitrag.
Ich finde, das Christie Logo von Google war eins der schönsten überhaupt. Richtig viel englischer Charme.
Habe auch eine Kurzgeschichtensammlung zu Hause gefunden und werde Sie die Tage mal lesen. Mal sehen.
Bin ja Krimi Fan, erstrecht englisch.